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Durch einen Beitrag im ZDF-Magazin "Kennzeichen D" am 30.9.1998 wurden die Verbindungen des damaligen Bautzener Sparkassen-Chefs Peter G. zur Sekte "Universale Kirche" aufgedeckt. Daraufhin begannen auch verschiedene andere Medien (MDR, Sächsische Zeitung, Bild, Morgenpost) zu recherchieren.
Hier und auf den folgenden Seiten soll der Verlauf dieses Vorgangs dokumentiert werden:

 


Dresdner Morgenpost, 2.10.1998:

„Sparkassen-Chef ein Sektenpriester?
von K. Schulz, F. Müller und T. Hilscher

Dresden - Skandal um den Chef der Kreissparkasse Bautzen: Peter G. ist laut ZDF-Magazin „Kennzeichen" „Sektenpriester". Er soll der Universalen Kirche e.V. angehören.

„Die Sekte des Amerikaners Peter Leach-Lewis verschickt an ihre Mitglieder Schriften mit antisemitischen Äußerungen", sagt Gerald Kluge, Sektenbeauftragter des katholischen Bistums Dresden-Meißen. Und: „G. ist nach unseren Erkenntnissen Chef der Universalen Kirche in Sachsen." Erst vor einem Monat attestierte das Oberlandesgericht Stuttgart der Gruppe „Antisemitismus", der Schweizer Kassationsgerichtshof 1997 „Judenhetze". Laut evangelischer Kirche Sachsen sind die Mitglieder der „Universalen Kirche" (wahrscheinlich 1000 im deutschen Sprachraum) zu Gehorsam verpflichtet: G. soll auf Befehl das Europakonto bei der eigenen Stadtsparkasse eingerichtet haben.

Wie hoch G. in der Sektenhierarchie steht, zeigen die internen „Salbungsprotokolle" (liegen der Morgenpost vor). Auszug: „Ich möchte dich heraufbitten, Peter G. aus Dresden, Deutschland. Peter, Gesegneter ... ich salbe deine Füße ..." In einem Vereinsschreiben ist sogar vom „Göttlichen Repräsentanten des Großen Herrn" die Rede. Unterdessen geht das Finanzministerium der Sache nach. Ob G. Sparkassen-Chef bleiben darf, muss in erster Instanz der Sparkassenverwaltungsrat Bautzen entscheiden. Für eine Stellungnahme war G. gestern nicht erreichbar." Seitenanfang

 


Artikel in der "Sächsischen Zeitung" vom 5.1.1998:

Sparkassenchef ist Priester einer umstrittenen Sekte
Bankverbindung der "Universalen Kirche" in Bautzen

Von Heinrich Löbbers

Die Kreissparkasse Bautzen hat ein äußerst pikantes Personalproblem. Ausgerechnet der Vorstandsvorsitzende des Kreditinstituts, Peter G., ist Priester einer umstrittenen Sekte. Seit 1991 gehört G. der Universalen Kirche e.V. an. Die kleine Sekte, geleitet von dem US-Amerikaner Peter Leach-Lewis, ist in den letzten Jahren wegen antisemitischer Äußerungen in internen Rundschreiben in die Kritik geraten.

Erst vor kurzem hatte das Oberlandesgericht Stuttgart einem Sektenkritiker erlaubt, die Universale Kirche als antisemitisch zu bezeichnen. G. war in dem Stuttgarter Prozess als Streithelfer beteiligt, weil auch er sich gegen die Äußerungen wehren wollte. Der Bautzener Bankchef hat in Dresden den "Verein Universale Kirche" gegründet, dem nach seinen Angaben 16 Mitglieder angehören. Die Gemeinschaft glaubt an einen Club "aufgestiegener Meister" im Jenseits, die ihre Botschaften zur Vervollkommnung der Menschheit über den Sektenchef verbreiten.

Gegenüber der SZ sagte G.: "Wir sind eine integere Gemeinschaft und haben nichts zu verbergen." Er distanziere sich von Antisemitismus und Rassismus. "Ich würde mich niemals so äußern."

In einem der SZ vorliegenden internen Papier von 1996 wird jedoch unter Berufung auf "unseren geliebten Peter" die Kreissparkasse Bautzen als "Bankverbindung für den Europasitz der Bruderschaft der Menschheit" angegeben. Aus dem Papier geht hervor, dass es zuvor Probleme mit anderen Kreditinstituten gegeben hatte. G. bestritt jedoch, dass die Universale Kirche ein Konto bei der Bautzener Kreissparkasse habe. Es gebe Privatkonten einzelner Mitglieder, die jetzt "aufgrund des Drucks der Öffentlichkeit" geschlossen würden.

Die Sparkassenaufsicht prüft den Fall. Dem ostdeutschen Sparkassen- und Giroverband ist dieser schon seit einem Jahr bekannt. Finanzminister Georg Milbradt (CDU) beauftragte jetzt das Dresdner Regierungspräsidium zu prüfen, inwieweit G. noch für seinen Posten geeignet ist. Der "Priester" ist in der Staatsregierung ohnehin nicht sonderlich beliebt. Denn er ist ein besonders vehementer Kritiker der vom Finanzminister gewollten Neuordnung der Sparkasse zur SachsenBank. Seitenanfang


Anmerkung: Der in den Berichten erwähnte Herr Peter G. hat 2002 seinen Posten als Vorstandsvorsitzender aufgegeben und sich aus der Sparkasse zurückgezogen, um sich stärker in seine "Kirche" einzubringen. (Bericht in der Sächsischen Zeitung, Lokalteil Bautzen, 18.3.2002).